Ich habe schon immer gern geschrieben. Und ich mag Tradition und Erinnern mindestens so sehr wie die Zukunft.
Als ich 2013 meine Praxis eröffnete, mochte ich mich zu diesem ganz besonderen Anlass belohnen. Denn mit deutlich über 40 Jahren bedeutete das für mich nicht weniger als einen einschneidenden und mutigen beruflichen Neuanfang.
Es sollte also etwas Wertvolles, Langlebiges, irgendwie Traditionelles sein, das auch meine Persönlichkeit widerspiegelt.
Ich war ein kleiner Junge, als mein Opa verstarb, und damals ‚erbte‘ ich sein kleines Messerchen mit Perlmuttgriff. Das war und ist für mich etwas sehr Besonderes, denn mit diesem Messer hat er mir immer Äpfel geschnitten und geschält.
Noch heute bedeutet es mir sehr viel - als eine Erinnerung an ganz wundervolle Momente, die mir reines Glück und Geborgenheit versprachen. Und dieses Messerchen liegt jetzt und immer in seiner kleinen Lederscheide direkt hier neben mir auf meinem Schreibtisch.
Heute nutze ich es als Brieföffner. Aber jedes Mal, wenn ich es benutze, denke ich einen kurzen Moment lang an ihn. Das macht mir Mut.
Briefe, das Schreiben üben schon sehr lange eine große Faszination auf mich aus. Ich mag schöne Schriften, das Spiel mit Worten und liebe es, wenn ich Menschen begegne, die sich artikulieren können und ausdrücken möchten. Das ist ein Teil von mir.
Was also macht mich aus und verdient es, weitergegeben zu werden? Schrift! Schreiben – mit Stil. Alles deutete also auf einen Füllfederhalter – und so habe ich mich für ein ganz besonderes Stück entschieden, nämlich einen Kolbenfüllfederhalter einer bekannten Traditionsmarke. Ziemlich teuer, aber wunderschön.
Und nun ist es dieser wundervolle Füller, der mich immer wieder daran erinnert, welche meine Ziele sind, wofür ich das alles mache und wohin die Reise gehen soll.
Soviel Magie in einem simplen Schreibgerät!
Das Wundervolle bei der Sache aber ist, dass ich bereits heute (bzw. damals) vielleicht etwas Neues und eine kleine Besonderheit nicht nur für mich, sondern auch für einen anderen Menschen geschaffen habe. Eine Erinnerung. Etwas, das ich weitergeben kann. Eine Tradition.
Etwas weiterzugeben ist keine schlichte Vererbung, keine simple Tradition, sondern immer auch ein Vermächtnis. Also muss ich meine eigenen Werte immer wieder hinterfragen, sie pflegen, sorgsam mit ihnen umgehen und sie im besten Sinne und reinen Gewissens vermitteln und weiterreichen können.
Eines Tages wird sich so vielleicht eines meiner Kinder oder meiner zukünftigen Enkel daran erfreuen und Positives mit mir verbinden.
Schöne Traditionen geben nachfolgenden Generationen Kraft für die Gestaltung ihrer eigenen Zukunft. - Bild: Pixabay
Essentielle Grundlage dafür, dir deiner Werte und Vorstellungen bewusst zu werden, ist erstmal ein sorgsamer Umgang mit dir selbst. Höre auf dich, sorge für dich - sei auch mal egoistisch.
Tue und denke, was dir gut tut, was sich wohlig und wärmend anfühlt. Ja, das geht auch im Alltag! Fünfe einmal gerade sein zu lassen, ist gar nicht so schwer, wie du jetzt vielleicht noch denkst. Dazu habe ich in Warum du auf Perfektion pfeifen darfst mal etwas notiert.
Lass dich einmal wirklich auf dich ein (natürlich nicht wirklich nur einmal) und auf einen anderen Umgang mit dir selbst.
Dann wirst du lernen zu erkennen, was sich für dich gut anfühlt. Das können neben deinen Handlungen auch deine Gedanken sein. Ja, das geht! Bedenke immer, dass es deine Gedanken sind, die deine Handlungen bestimmen. Wenn dir dieser Zusammenhang erst einmal tief in Fleisch und Blut übergegangen ist und du das Prinzip verinnerlicht hast, wird dir der Rest immer leichter fallen.
Jeder hinterlässt auf diesem wundervollen Planeten einen schönen Fußabdruck - die Meisten von uns nicht für Viele, aber immer doch für mindestens einen anderen Menschen.
Was lässt dich wachsen?
Frage dich also immer mal wieder, was und wer dir wirklich wichtig ist, was und wer dich bewegt, dich bereichert und wachsen lässt. Schreibe es dir vielleicht einfach mal auf.
Und dann überlege und notiere dir, was du ändern, an dich anpassen möchtest. Auf welche Umstände und welche Personen könntest du verzichten - und was oder wen möchtest du öfter oder intensiver genießen?
Was denkst du?